Ray Charles in Ingolstadt 2001

Ray Charles European Tour 2001

17.11.01 - Dortmund, Germany - Festival
18.11.01 - Ingolstadt, Germany - Theatre Ingolstadt
19.11.01 - Zurich, Switzerland - Kongresshaus Zurich
21.11.01 - Roven, France - Festival
23.11.01 - London, England - Apollo Hammersmith
24.11.01 - Amiens, France - Mega Cites
26.11.01 - Paris, France - Palais De Congress
27.11.01 - Aalborg, Denmark - Aalborg Hallen
28.11.01 - Brussels, Belgium - Forest National
03.12.01 - Strasbourg, France - Salle Erasme
05.12.01 - Toulouse, France - Zenith
06.12.01 - Nice, France - Festival

Ray Charles

Concert Reviews

Only around 1000 people in the audience at the Theatre Ingolstadt, a pretty
small venue. But the show was not sold out. This was probably due
to the extremely high ticket prices ($ 50 - $ 75 to give you a clue).

Anyway the show started at 7:30 PM with the Ray Charles Orchestra (about 20 
members) who warmed up the audience with four boring jazzy instrumentals.

Lord have mercy, after the fourth one, the legendary "Genius Of Soul",
Mr. Ray Charles entered the stage. Although he's blind and has to walk very slow,
his condition seemed not that great, also not for a 71 years old. He looked more
like 80. However, we were there for the music, but this wasn't much better.
For the first song, Charles and his orchestra seemed to play seperately.
It became better with the second tune, a pretty fast number. Then he played
his monster hit "Georgia On My Mind" but his voice was a big dissapointment.
And why the hell, did he stick to this silly keyboard thing instead of using
the great black upright piano? After this little highlight, he interpreted
some slow jazz songs before singing the great melancholy "A Song For You",
which certainly was the best song this evening. This was followed by some
songs he did together with The Raelettes, his female background choir.
Two wellknown songs followed, "Rockin' Chair Blues", "I Can't Stop Loving You" 
and then Mr. Charles closed the show with a fine version of "What'd I Say". 
This was also the only point in the show where the whole audience got enthusiastic. 

Although 90 minutes long, this show was a big dissapointment and the worst
show I've ever seen after Little Richard in Munich 1996.

Set List

Due to lack of knowledge of Mr. Charles repertoire, we are not able to give 
you a complete set list this time. The highlights are listed above, all other
songs sounded about the same.

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Dem Erfinder des Soul wird die Luft knapp

Ray Charles: Das alte Feuer brennt auf kleiner Flamme

Ingolstadt (DK) Ray Charles trägt sein Glück im Gesicht. Die Freude darüber, auf der 
Bühne zu stehen, wirft ihm den Kopf in den Nacken und öffnet ihm den Mund zu einem 
breiten, kantigen Lachen. Die Arme dagegen bleiben wie angewachsen auf dem Klavier, 
als ströme die Seligkeit direkt aus den Tasten in die Seele des alten Soulsängers. 
Ray Charles steht gern auf der Bühne des Festsaals des Theaters Ingolstadt zum 
Abschluss der 18. Ingolstädter Jazztage. Die Gesten des Glücks offenbaren, dass 
drin im 71-Jährigen immer noch das rotgoldene Herz des Showstars pulsiert - auch 
wenn der Rest des Musikerkörpers sichtlich an jedem der Jahre schwer zu schleppen hat.

Eine andere "Last" trug Ray Charles vergangenen Sonntag wesentlich leichter: Die Bürde 
der Legende, die den Soul miterfunden hat, die mit 13 Grammys ausgezeichnet wurde, 
die sowohl im Jazz als auch in der Country-Musik zu Hause ist. Zu keiner Sekunde manieriert 
oder blasiert, genießt er den Jubel des Publikums und freut sich fast kindlich, wenn er für 
seine Fans in die Tasten greifen darf. Vergessen sind dann die mühevollen Schritte, die ihn - 
an der Hand eines dienstbaren Tourbegleiters - an sein Instrument geführt haben. Vergessen 
sind die gleißend weißen gestärkten Hemden des Begleitorchesters, die etwas eng geschnürte, 
gravitätische Eleganz verbreiten. Ray Charles ist dann wieder der Soulman, der in dem himmlischen 
Klang badet, den er zum irdischen Publikum weiterschickt.

Aber auch Ray Charles braucht zum Singen Luft. Und die wird ihm schnell knapp. Etwas über 
eine Stunde schenkt er dem Publikum in Ingolstadt. Dann ist er weg. Ohne Zugabe, ohne große Abschiedsszene.

Ganz so schnell war er zu Beginn seines Auftritts nicht. Lange kramte das Begleitorchester von 
halb acht an nach gleich klingenden Tönen; als endlich alle Instrumente gestimmt waren, näherten 
sich die Musiker in schickem Orchesterswing langsam aneinander an. Geordnet, aufgeräumt, 
praktisch aufeinander geschlichtet spielen die Musiker einen wärmenden, aber zu keiner Sekunde 
hitzigen Swing. Immer wieder drückt sich der weißhaarige Trompeter mit dem langen 
Vadder- Abraham-Bart an seinen Mitmusikern vorbei und gibt am Bühnenrand ein kurzes Solo 
zum Besten. Auch die diversen Saxofonisten dürfen ihren Szenenapplaus ernten.

Kurz bevor es dann endgültig ins Beliebige abkippt, räumt der Bandpianist endlich seinen Stuhl. 
Unruhe an den Bühnenrändern, Kribbeln im Publikum, die Musiker atmen noch einmal tief durch. 
"Mistaahh Rayyhh Charles" wird am Piano platziert und lacht freudig auf. Noch klingt es so, als 
spielten Band und Star parallel, aber nicht miteinander. Dann aber schmiegen sich die Klänge 
der beiden Antipoden aneinander wie beim Engtanz. Das Orchester schluchzt, Ray seufzt: 
"Georgia, o Georgia." Der Festsaal schnauft auf. Endlich sind alle beieinander. Band, Star und 
Publikum swingen im Gleichklang, den Takt gibt Ray Charles vor.

Der bekommt ihn wiederum wohl von seinem Alter diktiert. Denn so richtig schmissig legt er 
sich nur ganz selten ins Zeug. Gediegen und geruhsam schlendern er und seine Band durch 
den souligen Abend. Ray Charles Genius funkelt durch die durchsichtigen Töne hindurch. 
Doch hätte der gute Ray ein wenig mehr Gas gegeben, hätte es etwas weniger Genius auch getan.

So betritt die pralle Lebensfreude des Soul erst den Saal, als die fünf "Raelettes" die Bühne erklimmen, 
kernige Stimmen, erzeugt von ebensolchen Körpern. Nun treiben sich Ray und seine Mädels gegenseitig an; 
das raunende Nuscheln Ray Charles erfährt im strahlenden Gesang der Damen sein passendes Gegenstück, 
Gospel, Swing und Blues feiern gemeinsam, und das Publikum klatscht mit. Par. . . Zum ". . .ty" hat es 
nicht mehr ganz gereicht. Denn good old Ray ist nicht nur gut, sondern auch alt. Und das Alter fordert 
auch bei Legenden seinen Tribut. Auch wenn man sich zum Abschluss der 18. Ingolstädter Jazztage 
vielleicht etwas mehr gewünscht hätte.


DONAUKURIER, Markus Schwarz, 20.11.2001, 07:11